Lebensgeschichte: Einige Daten

Also eine sehr wichtige Sache ist, daß er keine Schule besucht hat. Einmal haben sie einen Versuch gemacht mit einer Schule in England, aber das ist nicht länger als zwei Monate gegangen. Er hat als Jugendlicher, bevor er die Familie verließ, seine Bildung bei Hauslehrern erhalten. Der familiäre Hintergrund war eigenartig und komplex. Sein Vater, der Pferdetrainer - Bacon hat immer gesagt: der erfolglose Pferdetrainer - war in der Tat ein Nachkomme von Francis Bacon, dem Philosophen; hat sich aber den Adelstitel finanziell nicht leisten können. Die Verwandtschaft der Mutter war groß, da gab es steinreiche Leute, die ein großes Haus geführt haben. Insofern bestand kein Mangel an Gelegenheiten, Bildung zu erwerben und die Welt kennenzulernen. Das einzige, was Bacon später leid tat auf diesem Sektor war, daß er die alten Sprachen nicht gelernt hat. In der Kunst selbst war es ähnlich. Er hat es überhaupt nicht bedauert, keine Akademie oder Kunstschule besucht zu haben. Sein Handerk hat er zunächst bei befreundeten Malern gelernt, dann in der selbständigen Auseinandersetzung mit der Tradition. Das war eine sehr ernsthafte und intensive lebengslange Auseinandersetzung, er hat sich in den großen Museen der Welt ausgekannt auf einem sehr hohen Niveau. Es gibt aber in seiner Entwicklung keine Phaseneinteilung so von der Art einer eigenen Lehrzeit. Die Sache ist die, daß er nach dem Eindruck, den ihm die Picasso-Ausstellung gemacht hat, zunächst gar nicht in der Malerei, sondern auf dem Gebiet der Innendekoration aktiv geworden ist. Seine ersten künstlerischen Arbeiten liegen auf dem Gebiet des Möbeldesigns, und da war er auch sehr rasch relativ erfolgreich. Er hat verkauft, und seine Dinge sind ausgestellt und in Zeitungen besprochen worden. So in der Richtung des damaligen Internationalen Stils, einfache Sachen mit Metall und Glas; auch Teppiche. Gewisse Elemente davon, so sagt man, sind auch in seinen Bildern zu sehen, als Versatzstücke. Aber so ab 1933 hat er sich auf die Malerei zu konzentrieren begonnen. Sein Lehrer und Freund war Roy de Maistre, ein Australier. Daran hing ein Freundeskreis, in dem er dann auch gelegentlich mal bei einer Gemeinschaftsausstellung was gezeigt hat. Die erste erwähnenswerte Show dürfte 1937 gewesen sein, Galerie Agnew and Sons: Young British Painters. Von den Bildern, die er da ausgestellt hat, sagt John Russell:

It looks, at nearly forty years' distance, as if Bacon war already marked out as a painter of figures in rooms, and of rooms schematically divided. The sense of enclosure, of situations pushed to their extreme between four walls, is powerful...

Allgemein wird aber sein endgültiger Auftritt als Maler mit seinem Beitrag zu einer viel späteren Gemeinschaftsausstellung datiert, 1945 in der Lefevre Gallery. Da war er in der Gesellschaft hochberühmter Zeitgenossen wie Henry Moore und sein Beitrag waren die Three Studies for Figures at the Base of a Crucifixion. Ich zeige Ihnen die mittlere Tafel aus diesem Triptychon:

Abbildung 2-3. Three Studies... 1945

Dieses Werk hat Skandal gemacht, damit war er berühmt. Ein anderes wichtiges Bild, in etwa derselben Zeit entstanden, 1946, ist das Painting 1946, das zeige ich Ihnen bei dieser Gelegenheit auch gleich.

Abbildung 2-4. Painting 1946

Also da hat man in beiden Fällen schon den definitiven Bacon, was natürlich nicht heißt, daß er nicht seine Möglichkeiten in jeder Hinsicht noch sehr erweitert hätte. Ich zeige schnell noch zwei drei Bilder, die typisch sind für solche Erweiterungen. In den frühen 50er Jahren gibt es einmal die erste Serie von Papst-Bildern, auf die werden wir dann sowieso noch extra zu sprechen kommen:

Abbildung 2-5. Papst 1951

Ein bißchen verschoben, aber in derselben Periode fangen die Köpfe an wie der Man in Blue, ich zeige einen aus einem Triptychon:

Abbildung 2-6. Aus Triptychon 1953

In den frühen 60er Jahren gibt es dann die wesentliche Entwicklung zu einem eigenen, charakteristischen Typ von Deformation, wie wir sie hier in diesem Frauenkopf sehen:

Abbildung 2-7. Frauenkopf

Das ist offensichtlich ganz was anderes als der Männerkopf von vorhin, aber vor allem an dem Bild im Museum in Wien kann man vielleicht zeigen, daß da doch ganz unvermutete Vorstufen verborgen sind, an den seltsamsten Stellen. Noch ein etwas anderer Typ von Porträt taucht in den späten 70er Jahren auf, hier Michel Leiris:

Abbildung 2-8. Michel Leiris

Manche Autoren haben gerade in Bezug auf solche Bilder gesagt, je älter er wurde, umso ähnlicher wurden seine Porträts. Ich weiß nicht, ob das genau der Punkt ist, der Punkt des wesentlichen Unterschiedes. Irgendwie sehen aber gerade diese Leiris-Porträts entspannter aus als der Frauenkopf von vorhin.

Aber es entwickeln sich natürlich auch andere Komponenten, etwa typische Kompositionsstrukturen wie hier bei der Figur am Waschbecken von 1976:

Abbildung 2-9. Figur am Waschbecken

Bevor ich diesen Abschnitt schließe die Daten einiger großer Ausstellungen: Erste Personale Tate 1962, dann Guggenheim 1963, Maeght (Paris) 1966, Marlborough Gerson (NY) 1968, Grand Palais in Paris 1971. 1985 zweite Tate-Retrospektive. 1996 Centre Pompidou.

Ein abschließendes Wort vielleicht, ein Beispiel, zu den Preisen. So einen Papst hat er 1955 um 150 Pfund verkauft, 1964 ist das Bild um 7000 Pfund wieder verkauft worden, in den 80er Jahren ist es in NY bei Christies um an die sechs Millionen Dollar versteigert worden.