repräsensation
Eine nicht nur terminologische, sondern sachlich-begriffliche
Klärung dieses Begriffes "figural" muß in Auseinandersetzung mit
dem Begriff der Repräsentation gesucht werden. Repräsentation ist
jenes Element in der Figuration, das wir eliminieren müssen, um den
Begriff des Figuralen in Gebrauch nehmen zu können. Worum handelt
es sich da? Vielleicht sagen wir am besten so: Um Repräsentation
handelt es sich, wenn die Figur ihre Rechtfertigung dadurch hat,
daß sie etwas anderes darstellt oder vertritt, und zwar ihm Rahmen
einer bestimmten Ordnung. Primär wird das Andere als in einer
Ordnung befindlich dargestellt, aber das ist oft zugleich auch eine
Ordnung, in der die Figur selbst ihren Platz hat. Jenes Andere
bestimmt dann der Figur tatsächlich sowohl ihre Stelle wie ihren
Wert. Ohne den Papst Innozenz X wäre das Porträt von Velazquez
(1650) einfach und buchstäblich nichts. Das ist die klassische
Variante, dieses Ineinandergreifen der dargestellten Ordnung und
des Bildes selbst als Element dieser Ordnung, ausgeführt im Modus
der Figur.
Oft ist es aber anders, Repräsentation muß nicht diesen Aspekt der
Macht hervorkehren, es kann auch vordergründung z.B. um die
Erzählung gehen: Die Figur stellt etwas dar im Rahmen einer
Erzählung, die man mit-wissen muß, um sie überhaupt zu verstehen.
Oder sie stellt etwas dar in codierter Weise, sodaß man den code
kennen muß, um die Figur zu verstehen. Bacon ist in all diesen
Punkten mit seiner Abwehr der Repräsentation sehr explizit. Z.B.
"the moment the story is elaborated, the boredom sets in; the story
talks louder than the paint" (Sylvester, 22). Ein weiterer wichtiger
Fall ist das Brechen einer starken Assoziaton. Assoziation ist auch
Ordnung, z.B.: der Schrei - der Horror. Da gibt es diesen berühmten Ausspruch von Bacon: Ich
wollte den Schrei malen, nicht den Schrecken. Das muß in diesem
Zusammenhang interpretiert werden: Die Figur des Schreis - und der
Schrei hat ja eine Figur - von dem Ordnungszusammenhang lösen.
Auch darum hat Bacon sich immer dagegen gewehrt, daß man seine
Bilder als Horror-Bilder bezeichnet.

