philosoph Deleuze

  Nun schauen wir auf Deleuze, und wir werden verblüffende Parallelen sehen. Wie Bacon an seinen Ölfarben, so hält Deleuze daran fest, daß die Philosophie nichts anderes ist als Denken in Begriffen. Also erstens, die Philosophie hat mit dem Denken zu tun. Aber natürlich hat sie das Denken nicht gepachtet - auch ohne Philosophie wird gedacht, z.B. im Kino oder in der Malerei. Daher zweitens, die Philosophie denkt begrifflich. In Begriffen denkt allerdings nur die Philosophie. Das ist enorm konservativ, gegen alle Moden. Erinnern Sie sich nur an ein paar von den wichtigsten konkurrierenden Auffassungen: Nicht mit dem Denken hat die Philosophie zu tun, sondern mit der Erfahrung; nicht mit dem Denken, sondern mit der Sprache; nicht mit dem Denken, sondern dem Diskurs, dem Zeichen, der Abwesenheit, dem Text usw. Und Begriffe sind überhaupt etwas vollkommen Überholtes: Wenn schon Denken, dann Funktionen, Prozesse, Regeln etc. Wenn Deleuze seine Auffassung deutlich macht - besonders klar in "Qu’est-ce que la philosophie" -, dann auch auf recht ähnliche Weise wie Bacon. Alle jene, die auf so eine alternative, modernere Bestimmung der Philosophie sezten, die tun in Wirklichkeit schon längst etwas anderes - sie sind zu Wissenschaftlern geworden, oder, wenn sie die Philosophie als Kommunikation bestimmen, betreiben sie eine Art von Marketing oder dgl. Er hingegen wettet noch immer darauf, daß er Begriffe erfinden kann, daß er nicht-begriffliches Denken durch Begriffe stimulieren und verstärken kann.     Und es gibt für ihn auch so eine Figur, wie sie Duchamp für Bacon war, jemand der die Situation für ihn ähnlich zugespitzt hat - Nietzsche. Die "Kraft, die bis ans Ende ihrer Macht geht" - das ist so eine typische Parole der Nietzsche-Deutung von Deleuze. Wir haben es mit zwei konservativen Extremisten (das ist was anderes als extremer Konservativismus) zu tun.