maler Bacon
Stimme aus dem Volk: "Aufgefordert einen ganz großen Maler der
zweiten Jahrhunderthälfte zu nennen, würde ich nicht auf Andy
Warhol setzen. Aber Bacon würde ich ins Rennen schicken. Trotzdem,
wenn es um maßgebende künstlerische Tendenzen in der derselben Zeit
geht, dann ist Warhol ebenso wichtig. Er ist einfach in einem
gewissen Sinne nicht als Maler zu bestimmen, auch wenn seine Bilder
in den Museen hängen." "Kein Maler" ist Warhol in einem
konservativen Sinne von Malerei. In genau diesem Sinne ist Bacon
jedoch ein Maler, und daher kann man ruhigen Gewissens sagen, daß
für ihn ein gewisser ziemlich handfester Konservativismus
charakteristisch ist. Das war übrigens auch sein Selbverständnis.
John Russell bemerkt in seinem Buch: Bacon gefiel der Gedanke ganz
gut, daß er selbst vielleicht der letzte sein könnte, der noch an
die Malerei in diesem Sinne - mit Leinwand, Staffelei, Farbe und
Pinsel - glaubte. Da klingt auch etwas mit von der Faszination des
gamblers mit einer letzten und entscheidenden Austeilung der
Karten, nach der einer der Spieler das Spiel so endgültig beendet,
daß es überhaupt nicht mehr gespielt werden kann. In diesem
Zusammenhang hat Bacon sich mit Bewunderung auf Marcel Duchamp
bezogen, der nach seiner Ansicht die Situation der Malerei in
unserem Jahrhundert so zugespitzt hat, daß Spieler die nicht
zugleich über die allerhöchsten technischen skills und die
allerhöchste Risikobereitschaft verfügen, einfach nicht mehr
drinnen sind in diesem Spiel, das Malerei heißt. Aber Bacon selbst
ist drin.
Gleichnis: er hat sich auf ein Stück Land gestellt, auf das kein
Regen fällt. Es ist schon so gut wie ausgetrocknet, und es wird
auch kein Regen mehr kommen. Und er sagt: Ich werde trotzdem
in zwei Wochen einen Baum zum Blühen bringen mit so
gigantischen Früchten, wie es größere und vollere nicht einmal gab,
als hier noch ein subtropisches Klima herrschte - also zur Zeit von
Velazquez. Danach allerdings wird aus diesem Boden gar nichts mehr
wachsen. Also das ist der eine Punkt, der Konservativismus. Aber
Sie sehen auch schon einen zusätzlichen Aspekt, nämlich den
Extremismus: äußerste Risikobereitschaft, ein Wille zum Neuen,
Unerhörten, noch nie Dagewesenen steckt da drin. Aus dem
Traditionellen noch einmal etwas unerhört Neues zum Vorschein
bringen. Es ist nicht schwer, etwas Neues zu machen, wenn man
einfach etwas Anderes macht.